Montag, 12. Dezember 2016

Holz

Max und Moritz, gar nicht träge,
Sägen heimlich mit der Säge,
Ritzeratze! voller Tücke,
In die Brücke eine Lücke.

Wilhelm Busch (1832 - 1908)

Donnerstag, 10. November 2016

Nebel

Du, trüber Nebel, hüllest mir
Das Tal mit seinem Fluss,
Den Berg mit seinem Waldrevier
Und jeden Sonnengruß.

Nimm fort in deine graue Nacht
Die Erde weit und breit!
Nimm fort, was mich so traurig macht,
Auch die Vergangenheit!

Nikolaus Lenau (1802 - 1850)

Montag, 24. Oktober 2016

Maulwurf

In seinem Garten freudevoll
Geht hier ein Gärtner namens Knoll.
Doch seine Freudigkeit vergeht,
Ein Maulwurf wühlt im Pflanzenbeet.

Wilhelm Busch (1832 - 1908)

Montag, 12. September 2016

Wean

Da bin i, da bleib' i,
und da möcht' i sterb'n,
Für mich gibt's nur a Heimat,
und das is mei' Wean.

Carl Lorens (1851 - 1909)

Mittwoch, 17. August 2016

Tomatensuppe


Andy Warhol verbindet man ja gerne mit Tomatensuppendosen. Hier regnet es Dosen, und man kann auf sie schießen.

Samstag, 9. Juli 2016

Rasentraktor


Im Jahre 1830 erfand der Engländer Edwin Beard Budding den Rasenmäher.

Donnerstag, 23. Juni 2016

Bauernregel

Wenn kalt und nass der Juni war,
verdirbt er meist das ganze Jahr.

Mittwoch, 11. Mai 2016

Geld

»Es ist doch sonderbar bestellt,«
Sprach Hänschen Schlau zu Vetter Fritzen,
»Dass nur die Reichen in der Welt
Das meiste Geld besitzen.«

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)

Sonntag, 17. April 2016

Alm

Dort droben in den Tannen
Singen die Vögel im Chor,
Und hat's eine Weile geregnet,
Kommt die Sonne wieder vor.

Johanna Spyri (1827-1901)

Donnerstag, 10. März 2016

Besorgt

Die Dänen sind geiziger als die Italiener.
Alle Letten stehlen.
Alle Bulgaren riechen schlecht.
Rumänen sind tapferer als Franzosen.
Russen unterschlagen Geld.
Das ist alles nicht wahr,
wird aber im nächsten Kriege
gedruckt zu lesen sein.

Kurt Tucholsky (1890 - 1935)

Dienstag, 2. Februar 2016

Fasching

In unserem Rübenkeller stand ein altes Fässchen, das mein Vater beim Stockerwirt jedes Mal für die drei Faschingstage mit Apfelmost füllen ließ. Nun war es längst leer und diese Leere kam mir zustatten. Ich stellte das Fässchen auf den Kopf, zog über den Boden Zwirnsfäden wie Saiten, so dass diese je nach ihrer Länge einen verschiedenen Ton gaben, wenn ich sie mit dem Finger berührte. Da hatte ich ein Saiteninstrument mit dem respektabelsten Resonanzboden. Doch erinnere ich mich nicht mehr, inwiefern ich damit meinen musikalischen Hang ausgebildet habe – ich weiß nur, dass zum nächsten Fasching, als ich unseren tanzlustigen Mägden auf meiner »Harfe« was aufspielen wollte, wieder frischer Most in dem Fässchen war.

Peter Rosegger (1843 - 1918)

Mittwoch, 6. Januar 2016

Heilige Drei Könige

Die heil'gen drei Könige aus dem Morgenland,
sie frugen in jedem Städtchen:
"Wo geht der Weg nach Bethlehem,
ihr lieben Buben und Mädchen?"
Die Jungen und Alten, sie wussten es nicht,
die Könige zogen weiter,
sie folgten einem goldenen Stern,
der leuchtete lieblich und heiter.
Der Stern bleibt stehn über Josefs Haus,
da sind sie hineingegangen;
das Öchslein brüllt, das Kindlein schrie,
die heil'gen drei Könige sangen.

Heinrich Heine (1797 - 1856)